tag:www.asta-uhh.de,2005:/new-critique/artikelArtikel2024-03-28T14:22:14ZNAGR-zentrale-17090678-production2023-05-19T22:00:00ZEditorial & Artikelübersicht // NC-UHH #3<img width="293" height="165" style="float:left" src="https://assets.rrz.uni-hamburg.de/instance_assets/zentrale/11663439/bsp-unsplash-733x414-6afd23b3b925fe21a5adff67f7a2d4d7ba9a43b1.jpg" /><p>New Critique #2 - "Feuer und Flamme der Depression! Psyche - Gesellschaft - Aufstand"</p>
<span>New Critique #2: Psyche - Gesellschaft - Aufstand (pdf)</span>
<p><span>Alle Artikel im Volltext:</span></p>
<p><span>0. Editorial</span></p>
<p><span>1. Zum Zusammenhang von Emotion und Revolution</span><br><span>2. Depression und Kapitalismus. Über Mark Fisher</span><br><span>3. Zur Gewalt von Geschlechterrollen und Grooming</span><br><span>4. Eine sozialistische Perspektive auf das Thema „Suizid“</span><br><span>5. Interview mit der psychologischen Beratung der Poliklinik Veddel (Poliklinik Veddel)</span><br><span> Info: Psychologische Beratung des AStA</span></p>
<p><span>6. Die Dynamik des Aufstands. Zur Hungerrevolte in Hamburg 1919</span><br><span>7. Betroffenheit und gesellschaftliche Ideale im Antirassismus</span><br><span>8. Covid-19 in der Volksrepublik China</span><br><span>9. Replik: Die Universität dem Kapital entreißen</span><br><span>10. Kolumne: Arbeit & Kultur</span></p>
<p></p>
<p>Liebe Leser:innen,</p>
<p>dies ist die dritte Ausgabe des kritischen Studierendenmagazins New Critique — Zeitschrift für und wider. Für eine konsequente Kritik des Bestehenden, wider den reaktionären Schwachsinn.</p>
<p>Nachdem in den ersten Ausgaben die Rolle der Universität im Kapitalismus beleuchtet wurde und wir das Verhältnis von Psyche und Gesellschaft analysiert haben, beschäftigt sich diese Ausgabe mit Kritik an Imperialismus und Antiimperialismus.</p>
<p>Zum Redaktionsschluss blicken wir auf knapp ein Jahr Ukrainekrieg zurück, in dem Tausende Menschen umgebracht und noch viel mehr verletzt wurden oder flüchten mussten. Die persönlichen Geschichten des Leids im Krieg haben wir alle in den Medien verfolgt. Wir versuchen, diesem ungeheuren Leid gerecht zu werden, indem wir analytisch über es hinausblicken. Das geschieht in den versammelten Texten einerseits, indem theoretisch die Ursachen von Kriegen aufgezeigt werden. Andererseits kritisieren die Texte verschiedene ideologische Auffassungen über Kriege und Imperialismus.</p>
<p><br>Die ersten vier Artikel fallen demnach in den Schwerpunkt: „Endlich wieder Krieg? Zur Kritik an Imperialismus und Antiimperialismus“.</p>
<p>Den Anfang macht der Text Wer redet, der schießt nicht. Die Gruppen gegen Kapital und Nation finden die Gründe für Krieg im kapitalistischen Frieden, der die Nationen bereits in einen Antagonismus zueinander setzt.</p>
<p>Anlässlich der Frage Imperialismus: Was ist das und warum sollten wir dagegen sein? kritisierte Chris Cutrone von der Platypus Affiliated Society bereits vor über 15 Jahren einige Fehler des linken Antiimperialismus. Er wies auf einen ressentimentartigen Antiamerikanismus, Sympathien zu Islamisten und Ignoranz gegenüber der tatsächlichen Lage in den Kriegsgebieten hin.</p>
<p>Zwischen Reaktion und Revolution verorten unsere Autor:innen den linken Antiimperialismus. Sie zeigen auf, dass der bisherige Antiimperialismus den Kapitalismus nicht verstanden hat und deswegen in Teilen antisemitisch war. Wenn die Linke die Kämpfe unserer Zeit begreifen will, braucht es eine theoretische und praktische Neuauflage des Antiimperialismus.</p>
<p>Gegen die Solidarität ist ein Einspruch gegen die Gewohnheit, in Kriegsfragen unbedingt einer Seite die Daumen drücken zu wollen. Es geht darum, warum das Fordern von Frieden dämlich und die tatsächliche Befassung mit den Kriegsgründen angebracht ist.</p>
<p><br>Außerhalb des Titelthemas dokumentiert die neue Rubrik Schnipsel aus dem Unibetrieb den täglichen Wahnsinn an der Uni. Dieses Mal geht es um antiamerikanische Studierende und die Eingemeindung von Gesellschaftskritik ins Curriculum.</p>
<p>Danach findet ihr eine Übersicht über Studentische Selbstverwaltung an der Uni Hamburg, damit ihr wisst, wie ihr euch einbringen und an wen ihr euch für eure Anliegen wenden könnt.</p>
<p>Darauf folgt ein Bericht über Islamistische Machtdemonstrationen gegen Linke an der Uni Hamburg, der die Ereignisse rund um einen Vortrag am Campus im November schildert. Eine Aufforderung an Linke, sich Islamisten in Hamburg entschlossen entgegenzustellen.</p>
<p>Islamisches Zentrum schließen! lautet eine zentrale Forderung der iranischen Proteste in Hamburg. Der Verein Säkularer Islam und die International Women in Power sehen eine europaweite Gefahr in der Blauen Moschee als Terror- und Spionagezentrum.</p>
<p>Auch in diesem Heft wird die Rolle der Uni im Kapitalismus weiterdiskutiert. Auf den Text „Die Universität des Kapitals“ aus NC #1 hatten in NC #2 die Marxistischen Studierenden Hamburg kritisch geantwortet. In Die Uni dem Kapital 'entreißen'? liefert nun Heiko Vollmann eine Anti-Kritik zur Replik und wirft den MSH Arbeiterbewegungspathos sowie etliche falsche Urteile über das Verhältnis von Theorie und Praxis vor.</p>
<p>In der Kolumne Arbeit & Kultur findet sich eine Rezension zu Annika Brockschmidts Buch Amerikas Gotteskrieger - Wie die Religiöse Rechte die Demokratie gefährdet. Dem Werk entgehe, dass Liberale und Rechte gemeinsam von Ökonomie schweigen, um vom Kulturkampf zu profitieren.</p>
<p>Außerdem befindet sich im Heft ein Poster, das von Isabell Alexandra Meldner und Hanne Jannasch für ihre Ausstellung „Sitting Somewhere“ entworfen wurde. Du findest die beiden auf Instagram unter @isabellalexandra.m und @hannejannasch. Der abgebildete "Monobloc"-Stuhl – das global meistverkaufte Möbelstück aller Zeiten – schien uns den kapitalistischen Weltmarkt gut zu symbolisieren, welcher mit seinen Antagonismen und seinem Bedarf nach staatlicher Gewalt Grundlage für Imperialismus und Krieg darstellt. </p>
<p><br>Wenn Du Printausgaben bestellen möchtest, dann schreibe uns gerne eine Mail an: new.critique@asta.uni-hamburg.de Kontaktiert uns auch gerne per Mail oder Social Media, wenn ihr Fragen, Kritik oder Anregungen an uns richten wollt! Wir laden dazu ein, mit uns über unsere Artikel zu diskutieren oder zu streiten und drucken auch Leserbriefe und Repliken ab. Außerdem könnt ihr uns gerne für eine Veranstaltung zu unseren Inhalten einladen.</p>
<p>Zuletzt noch ein Hinweis in eigener Sache: Die Redaktion versteht sich als heterogene Gruppe, deren politische Standpunkte bezüglich ihrer Gesellschaftskritik variieren. Auch stammen einige Artikel dieser Ausgabe von externen Autor:innen mit denen es sich ähnlich verhält. Kein Artikel stellt demnach die Meinung der gesamten Redaktion dar. Einige Autor:innen sind Mitglieder des AStA der Uni Hamburg, andere nicht. Die Inhalte dieser Zeitschrift repräsentieren im Zweifelsfall nicht die Position des AStAs der Uni Hamburg.</p>
<p>Viel Spaß beim Lesen wünscht Dir</p>
<p>die Redaktion der New Critique – Zeitschrift für und wider</p>
<p><br>New Critique</p>
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<p></p><p>Foto: by Sonny Mauricio</p>NAGR-zentrale-17161209-production2023-05-17T22:00:00ZImperialismus: Was ist das und warum sollten wir dagegen sein? // NC-UHH #3<p>Übersetzung von Marius, Platypus Hamburg</p>
<p>Anmerkung der NC-Redaktion: Wir drucken diese über 15 Jahre alten Ausführungen heute ab, da sie einige wichtige Kritikpunkte an antiimperialistischen Auffassungen äußern, die angesichts aktueller linker Diskussionen über Kriege nichts an Richtigkeit verloren haben. Insbesondere der ressentimentartige Antiamerikanismus, die Unterstützung noch der barbarischsten, manchmal islamistischen Oppositionsbewegungen gegen westliche Mächte sowie die Weigerung, sich differenziert mit der tatsächlichen Lage in den Kriegsgebieten zu beschäftigen, sind Fehler der Linken, auf die Chris Cutrone zu Recht hinwies. Wir hoffen, mit der New Critique etwas zum von Cutrone geforderten Projekt der Hinterfragung linker Kategorien sowie der Aufklärung linker Geschichte beizutragen.</p>
<p>Am 30. Januar 2007 veranstaltete Platypus sein erstes öffentliches Forum zum Thema "Imperialism: What is it—Why should we be against it?" Das Podium bestand aus Vertretern der Gruppen “International Socialist Organization”, “News and Letters”, “The New Students for a Democratic Society (SDS)”, “Open Democracy” sowie Chris Cutrone von Platypus. Im Folgenden ist die Übersetzung des Eingangsstatement von Chris Cutrone abgedruckt. Das vollständige Video und das editierte Transkript aus der Platypus Review 25 (Juli 2010) sind online unter dem auch unten genannten Link zu finden.</p>
<p>Chris Cutrone: Platypus ist nach diesem Tier benannt, weil es unverständlich ist und sich einer Klassifizierung widersetzt. Wie unser Namensvetter sind wir der Meinung, dass eine authentische Linke heute von der bestehenden Linken fast nicht erkannt würde oder, wenn sie erkannt würde, nur als lebendes Fossil angesehen würde. Wir konzentrieren uns auf die Geschichte und das Denken der marxistischen Tradition, aber auf eine kritische und undogmatische Art und Weise, die nichts als selbstverständlich voraussetzt. Wir tun dies, weil wir unsere Gegenwart, die Politik von heute, als Folge der Selbstliquidierung der Linken im Laufe von mindestens einer Generation erkennen. Es ist unsere Feststellung und Provokation, dass die Linke, verstanden in ihren besten historischen Traditionen, tot ist. Sie muss sowohl theoretisch als auch praktisch auf den grundlegendsten Ebenen völlig neu formuliert werden.</p>
<p><br>Die Frage des Imperialismus bietet einen guten Rahmen, um die gegenwärtige internationale Krise der Linken zu untersuchen. Obwohl die Frage des Imperialismus für die Linke schon seit einiger Zeit problematisch ist, hat sie in letzter Zeit besonders groteske Formen angenommen und jegliche Kohärenz verloren, die sie in der Vergangenheit hatte. Heute verrät es symptomatisch den Verlust an emanzipatorischer Vorstellungskraft in der Linken. Die gegenwärtige Anti-Kriegs-Bewegung setzt ihren Kampf gegen den jüngsten Krieg fort, indem sie das Schema des Vietnamkriegs und der von den USA in Lateinamerika geführten Aufstandsbekämpfung falsch anwendet. Dort kämpften die USA gegen fortschrittliche Akteure des sozialen Wandels. Dasselbe kann man heute nicht mehr sagen. Die Linke verwechselt nicht nur die Vergangenheit mit der Gegenwart, sondern läuft auch dem krassesten Opportunismus der Demokratischen Partei hinterher, für die die Bush-Regierung umso mehr an den Pranger gestellt werden kann, je mehr Tote es im Irak gibt.</p>
<p><br>Die Linke hat die Verantwortung für eine selbstbewusste Politik der progressiven sozialen Transformation und Emanzipation aus der Hand gegeben. Stattdessen werden die US-Politik und die Realitäten, mit denen sie sich auseinandersetzt, opportunistisch verunglimpft. So drückt sich die Linke davor, ernsthaft über ihre eigene unbequeme Geschichte nachzudenken, über ihre eigene Rolle dabei, wie wir hierher gekommen sind. Die schlimmsten Ausdrücke dafür finden sich im maßlosen Hass auf Bush und in der in einigen linken Kreisen leider weit verbreiteten Vorstellung, die US-Regierung habe die Anschläge vom 11. September inszeniert.</p>
<p><br>Wir von Platypus erkennen an, dass linke Politik heute durch ihre Verzweiflung über die begrenzten Möglichkeiten des sozialen Wandels gekennzeichnet ist. Was auch immer an Visionen für einen solchen Wandel in der Gegenwart existiert, entspringt einem verletzten Narzissmus, der von der Art von Abscheu beseelt ist, die Susan Sontag in den 1960er Jahren zum Ausdruck brachte, als sie sagte: "Die weiße Rasse ist das Krebsgeschwür der Menschheitsgeschichte."1 Der Wunsch nach Veränderung ist reaktionär geworden. Die Linke hat sich in eine Apologetik für die Welt, wie sie ist, für bestehende soziale und politische Bewegungen verwandelt, die nichts mit Emanzipation zu tun haben. So droht die Linke die neue Rechte zu werden. Viele, die sich für links halten, verbrämen islamistische Aufständische als Verfechter der nationalen Selbstbestimmung. Man erinnere sich an Ward Churchill, der die am 11. September getöteten Büroangestellten als "kleine Eichmanns des US-Imperialismus" bezeichnete, oder an Lynne Stewart, die Bürgerrechtsanwältin, die sagte, dass Scheich Abdul Rahman, der 1993 den ersten Bombenanschlag auf das World Trade Center inszenierte, ein legitimer Freiheitskämpfer sein könnte.</p>
<p><br>Die Linke hat ihre grundlegende Ausrichtung auf die Freiheit verloren, ein Problem, das mindestens bis in die 1930er Jahre zurückreicht. Die Perspektive, die die Linke einst auf die Frage und das Problem der Freiheit hatte, hat sich in der Gegenwart verschlossen. Infolgedessen hat sich die Linke weitgehend in konkurrierende Rationalisierungen für eine schlechte Realität aufgelöst, die die Linke in ihrer langen Degeneration nicht nur nicht verhindert, sondern sogar mit verursacht hat. Je eher wir die Fäulnis in der Linken eindämmen, desto besser, aber zuerst müssen wir die Tiefe des Problems erkennen. Deshalb widmen wir von Platypus uns der Erforschung der Geschichte des Niedergangs der Linken, damit die Phantasie für soziale Emanzipation wiedergewonnen werden kann. Die Linke kann nur überleben, wenn sie sich selbst überwindet. Die ernsthafte Hinterfragung der in der Linken vorherrschenden politischen Kategorien, nicht zuletzt des Imperialismus, ist eine wesentliche Voraussetzung für die Schaffung einer kohärenten Politik, die die Welt in eine emanzipatorische Richtung verändern kann. Die Feinde des sozialen Fortschritts haben ihre Visionen und verfolgen sie. Einige sind reaktionärer als andere. Die einzige Frage, die sich uns jetzt stellt: Was werden wir auf der Linken tun?</p>
<p><br>______</p>
<p>[1]. Susan Sontag, “What’s Happening in America?” in Styles of Radical Will (New York: Picador, 2002), 203. Originally published 1966.</p>
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<p>https://platypus1917.org/2010/07/09/imperialism-what-is-it-why-should-we-be-against-it/</p>
<p><br>https://platypus1917.org/chapter/hamburg</p>
<p></p>NAGR-zentrale-17161266-production2023-05-16T22:00:00ZZwischen Reaktion und RevolutionDer Antiimperialismus ist längst kein relevanter politischer Faktor in der radikalen Linken Deutschlands mehr. Diskreditiert durch seine antisemitischen Seiten, spielt er in Theorie und Praxis kaum noch eine Rolle. Wir zeigen auf, woher seine reaktionären Tendenzen stammen und warum es notwendig ist, die antiimperialistische Theorie zu revolutionieren, um sie zurück auf die politische Bühne zu holen.
NAGR-zentrale-18022307-production2023-05-15T22:00:00ZKritik der Forderung nach Solidarität mit der Ukraine // NC-UHH #3
Ein Einspruch gegen die allgemein angewandte Praktik, in Kriegsfragen unbedingt einer Seite die Daumen drücken zu wollen. Ein Hinweis darauf, warum das Fordern von Frieden absolut dämlich und die tatsächliche Befassung mit den Kriegsgründen angebracht ist.
<p>Das Gespräch über den Krieg in der Ukraine ist hierzulande meist deckungsgleich mit der Fragestellung, für wen man zu sein habe. Da greifen zwei Staatsmächte, zur Durchsetzung ihres jeweilig eigenen Interesses gegen das andere, zum Mittel des Krieges, schicken ihre Landsleute bewaffnet in den Kampf und die einzige Frage, die sich gestellt wird, ist: Welcher Seite drücke ich die Daumen? Da ist man, als ferner Beobachter, konfrontiert mit Bildern der Zerstörung von Land und Leuten und anstatt sich der Frage zu widmen „Wozu das Ganze?“ geht man über jeden Kriegsgrund hinweg, um nur unbedingt zu wissen, welcher Partei die ungeteilte moralische Unterstützung gebührt. </p>
<p>Die Antwort auf die Frage der Parteilichkeit ist in diesem Fall ganz klar: die Ukraine, sie ist schließlich Opfer eines Angriffskrieges von Seiten Russlands und tut nichts anderes, als sich zu verteidigen. Und jede Nachfrage nach einem Grund für den Angriff wird darüber als Relativierung jenes Angriffs und Parteilichkeit für Russland bewertet und somit aller weiterer Diskurs konsequent abgewehrt. </p>
<p>Sogar das Vorenthalten der Abgabe einer eigenen Meinung zum Kriegsgeschehen in der Ukraine ist empörenswert. Man, und damit hat man sich als guter Staatsbürger identifiziert, müsse doch geschlossene Haltung gegen die Bedrohung Russlands zeigen, mit allem was so dazugehört. Dass das Dazugehörende dann schweres Kriegsgefährt und tote Menschen bedeutet, ist bekannt. Da gehen, während der Staat über die Neueinführung der Wehrpflicht diskutiert, um seine Bürger im Kriegsfall gerechter Weise dazu zwingen zu können sein Interesse mit der Waffe in der Hand zu verteidigen, Leute gar freiwillig an die Kriegsfront und werden von Staat und Mitbürgern als Verteidiger „des Guten“ gefeiert. Denn so viel steht fest: Russland als Aggressor ist das Böse, was die gute Herrschaft des Westens kaputt machen will. So sehen es nicht nur die Staatsmächte des Westens, sondern so posaunen es auch deren brave Untertaten frei heraus. Man ist gegen Russland, weil Russland „ein Aggressor“ ist. Ein Aggressor wogegen eigentlich? Es wird abstrahiert von einem tatsächlichen Krieg von Großmächten mit staatlichen Interessen, mit welchem man ohnehin nichts zu tun hat außer dann eben im Kriegsfall als Benutzungsmittel seines Staates vorzukommen, hin zu einem Angriff auf „das Gute“. Da nimmt man als Beherrschter glatt den Standpunkt seines Beherrschers ein. Wie dämlich kann man sein. </p>
<p>Die ideologische Meisterleistung der treuen Untertanen, dem Staat der sie beherrscht und benutzt in seinem Konflikt mit einem anderen Staat die Däumchen zu drücken und auf den Straßen für die Aufrüstung seines Verteidigungsbündnisses im Osten auch noch demonstrieren zu gehen, die findet freilich auch bürgerliche Kritiker. Diejenigen nämlich, die da meinen erkannt zu haben, dass mehr Krieg gegen Krieg ja nicht helfen könne. So gehen diese „Radikalen“ auf die Straße, um für „den Frieden“ zu demonstrieren. Doch auch ihre Forderung zeugt von nichts anderem, als dem sehnlichen Wunsch beherrscht zu werden. Gerecht beherrscht zu werden, versteht sich. Denn der Unterschied ihrer Forderung, im Gegensatz zu dem eben besprochenem Standpunkt des treuen Untertanen, besteht darin die Methode des Staates bei der Verteidigung seines Interesses nicht zu billigen und sich eine andere, eine friedliche eben, herbeizuwünschen. Als sei es Entscheidungsgegenstand der Untertanen, ob ihr Staat sie nun als Mittel zur Durchsetzung seines Interesses benutzt oder nicht. Dies wird auch im Fall Ukraine deutlich, so schreibt das Auswärtige Amt: „Männlichen Ukrainischen Staatsbürgern im Alter von 18 bis 60 Jahren ist seit der Generalmobilmachung die Ausreise aus der Ukraine verboten.“ Hier kann man klar erkennen, wie die Untertanen von Staaten in deren Kriegen vorkommen, nämlich als Kriegsmaterial. </p>
<p>Und was tun Leute, die sich das Spektakel aus der Ferne anschauen? In Anbetracht der eigenen Ohnmacht als ferner Beobachter des blutigen Machtkampfes von Staaten, wird sich doch glatt noch ein Staat herbeigesehnt. Einer, der keinen Krieg treiben soll, sondern- was denn? Nett zu seinen Untertanen ist? Das wäre wohl zu viel verlangt. Es ist doch höchst verwunderlich, dass diese Freunde des Friedens erst in Anbetracht eines Krieges ihren Weg in die Straßen finden. Dass tagtäglich Menschen daran kaputt gehen und gar gänzlich scheitern, an die Bedingung der Befriedigung ihrer Bedürfnisse (Geld) zu kommen, dabei verwahrlosen, ohne Behausung leben, in Armut langsam oder schnell dahinkrepieren und in allerwelt massenweise verhungern, kommt ihnen ganz offensichtlich nicht komisch vor. Ganz bestimmt nicht, sonst würden sie nicht nach einem schreien, der eben diese Verhältnisse sichert. </p>
<p>Zwar unterscheidet sich der radikale Friedensfreund von dem, der der NATO die Daumen drückt, aber doch auch nur in der Qualität seines Idealismus. Zugegeben, er fordert kein schweres Geschoss für die Ukraine, er ist schließlich Menschenfreund und Waffen sind bekanntlich dazu da, Menschen zu töten. Doch sein Appell an seinen Staat, bitte bitte im Namen der Menschlichkeit innezuhalten und Frieden einkehren zu lassen, zeugt auch bei ihm von einer absoluten Ignoranz des Zwecks seines Staats und dessen Kriegstreiberei gegenüber. Als Volk wenden sich die Friedensfreunde an ihren Staat und verlangen, dass ihr Interesse beherzigt wird. Als sei der Grund für den Krieg jemals die Kriegsstimmung des Volkes gewesen. Diese findet man, wie bereits besprochen, allerseits vor und diese wird auch sicher von Regierung und Medien weiter angeheizt, der Grund für den Krieg ist sie trotzdem nicht.</p>
<p>Wer behauptet, Krieg müsse in dieser Welt nicht sein, der hat sich diese Welt einfach nicht richtig angeschaut. Und wer meint, die Welt sei eine gute, wenn sich doch bloß keine Staaten zur Durchsetzung ihrer Interessen gegeneinander gegenseitig abschlachten würden, der hat ein komische Vorstellung von „gut“, wenn dies dann jedes andere Leid, das es an allen Ecken gibt, miteinschließt. Wenn sich so einer dann auch noch „Menschenfreund“ nennt, dann ist der alles, nur nicht ganz bei Trost.</p>NAGR-zentrale-17090864-production2023-05-14T22:00:00ZSchnipsel aus dem Unibetrieb // NC-UHH #3
Die „Schnipsel aus dem Unibetrieb“ sollen in kurzer Form studentische Erfahrungen mit dem bestehenden Unibetrieb gesellschaftskritisch reflektieren. Ob die prekäre soziale Lage des Studierendendaseins, ideologische Lehrinhalte, Standesdünkel von Professor:innen, Diskussionen im Seminar – Anlässe dies zu tun bietet der Studienalltag viele.<br>Wenn ihr etwas beitragen möchtet: Uns freuen vor allem Beiträge, die weniger Einzelnes skandalisieren, sondern vielmehr am Einzelnen den Skandal des Ganzen aufzeigen. Schickt uns eure Beitrags-Ideen (bis 2.500 Zeichen) gern an: new.critique@asta.uni-hamburg.de
A Mind So Open the Brain Fell Out
<p>„Amerika ist kulturlos. Ich empfinde Ekel, wenn ich daran denke.“ Die Studenten der Uni Hamburg sind angetreten, um den Ruf des Lumpenproletariats zu retten. Sie übertreffen die als besonders bigott (weil „bildungsfern“) verschriehenen Schichten in puncto Ignoranz bei weitem. „Ich verbinde vor allem Materialismus und Kapitalismus mit Amerika.“ Glücklicherweise haben es diese Erbsünden noch nicht zu uns geschafft. Hamburg mag das Tor zur Welt sein, aber für amerikanischen Schund bleibt das Tor hoffentlich verriegelt. „Wenn ich an Amerika denke, denke ich an Genozid“, ergänzt eine Kommilitonin. Besonders entrüstet wurde die Stimmung in dieser Seminardiskussion zum Thema Amerika, als es darum ging, wie „schlecht die amerikanische Erinnerungskultur“ im Vergleich zur vorbildlichen deutschen aufgestellt ist. Diese intellektuellen Hamburger des weltoffenen Milieus können auf akademisch hohem Niveau begründen, wieso sie Deutschland dem Rest der Welt so entschieden vorziehen, wie das alle weniger gebildeten Deutschen auch tun. Es ist wegen Auschwitz, äh, wegen des wunderbaren Gedenkens daran natürlich. Die Ressentiments, die die Verbrechen von damals ermöglichten, werden neu aufgewärmt im Namen des ehrenwerten Gedenkens an sie. Das kommt sicherlich nicht nur von Geisteswissenschaftlern, diese werden jedoch speziell ausgebildet für solcherart ideologische Mentalgymnastik. Nicht mit Deutschland, sondern mit Amerika soll man Genozid assoziieren: Dafür wird dieser postkoloniale Nachwuchs der Ideologiefabriken sorgen, wenn er es zu einer Karriere im Meinungsmachen bringt. Das Seminar war voller junger Leute unter 25. Eben jene, über die die Studie „Postmigrantisch II“ 2015 feststellte, dass 77,9 % von ihnen gerne sagen: „Ich liebe Deutschland“. Denn „Junge Nationalisten“ gibt es nicht nur bei der NPD. Sind die Äußerungen antiamerikanisch, haben sie gar eine antisemitische Schlagseite, Herr Professor? „Das Amerikabild muss man differenzierter sehen.“ Achso.</p>
<p>***</p>
Die Literatur ist kein Insekt, der Student vielleicht schon
<p>Terry Eagleton erkannte gesellschaftliche Widersprüche in der Literatur. Studenten sehen in ihr nur sich selbst.</p>
<p>Der Unibetrieb ist dadurch gekennzeichnet, dass alles, was einmal in kritischer Absicht gegen diese Gesellschaft zu Papier gebracht wurde, heute zu ihrer Rechtfertigung benutzt wird. Marx brachte uns die Soziologie und die SPD, Freud lehrte uns #MentalHealthAwareness und Adorno verdanken wir die intellektuelle Gründung der Bundesrepublik. Die vehemente Gegnerschaft zur bis heute fort wesenden Gesellschaft, vor der ihre Polemiken sprühen, wird bei einer Seminarlektüre der kanonisierten Texte stillgelegt. Der kritische Erfahrungsgehalt bleibt unverstanden von borniert auf sich selbst fokussierten Studenten, wie sich anhand der Form der Seminare belegen lässt und durch tägliche Erfahrung in der Uni bestätigt wird. </p>
<p>Was passiert denn, wenn man beim Lesen eines Textes bereits auf Diskussionsbeiträge im gesellig-locker-flockigen Seminar schielt? Im Folgenden eine Fallstudie. In seinem Text „What is Literature?“ stellt der Marxist Terry Eagleton fest, dass Literatur zwar in vielen Formen von Sprache gefunden werden kann und unmöglich als etwas Statisches, etwas einem Insekt ähnlichen, definiert werden kann. Stattdessen ist Literatur ein soziales Verhältnis, eine Art und Weise, wie sich Menschen auf Geschriebenes beziehen, die bestimmt ist von Ideologie. Also notwendig falsches Bewusstsein, das Herrschaftsverhältnisse stützt. Nach der Lektüre des Essays kommen heutige Studenten jedoch zu dem Schluss, dass Eagleton damit meint, Literatur könne alles sein und es komme bei ihrer Definition auf den freien Willen und Geschmack des Lesers an. Sie missverstehen, dass Eagleton bloß die Fallstricke aufzeigt, die sich bei einer rigide geschichtslosen, „festen“ Definition ergeben. Sie tragen ihre eigenen postmodernen Bedürfnisse eines losgelassenen Subjektivismus an den Text heran und verfallen einer ideologischen Interpretation, wie sie Eagleton selbst im Text kritisiert. </p>
<p>So ist das Rätsel gelöst, wie es sein kann, dass ein marxistischer Text zum einschlägigen Klassiker für literaturwissenschaftliche Einführungsseminare geworden ist, der von Professorinnen unterschiedlichster politischer Strömungen gerne verwendet wird. Denn sie können mit den falschen Assoziationen der Studenten rechnen. Zensur des Marxismus ist überholt; man muss nur zu seiner Interpretation aufrufen und den Rest erledigt der postmoderne Zeitgeist.</p>NAGR-zentrale-17161002-production2023-05-14T22:00:00Z»Wer redet, der schießt nicht« // NC-UHH #3<p></p>
<p>Anmerkung der NC-Redaktion: Dieser Text erschien zuerst am 14.07.2022 in der Broschüre "Si vis pacem para bellum – Wer Frieden will rüste sich zum Krieg" der “Gruppen gegen Kapital und Nation”, die verschiedene Texte zum Ukraine-Krieg enthält. Die vollständige Broschüre ist online abrufbar, die einzelnen Texte können auch als Audio gehört werden: https://gegen-kapital-und-nation.org/page/broschuere-zum-krieg-in-der-ukraine-text-und-audio/ </p>
<p>Der vorliegende Text erschien uns in zweierlei Hinsicht einen Nachdruck in unserer aktuellen Ausgabe wert.<br>Zum einen – dies kommt in Themenstellung und Titel schon zum Ausdruck – kritisiert der Artikel gekonnt eine Vorstellung, die im bürgerlichen Mainstream fest verwurzelt ist und eine der Grundlügen der Friedensbewegung darstellt: Frieden und Krieg, Diplomatie und Waffengewalt seien angeblich “aus verschiedenem Stoff” (wie Brecht diese Ideologie paraphrasierte). Der Text stellt im Gegensatz dazu dar, wie die Gründe für den Krieg im kapitalistischen Frieden entstehen, wie Diplomatie und Waffengewalt zwei Aggregatzustände derselben staatlichen Gegensätze sind.<br>Zweitens skizziert der Text dabei – en passant – einen grundlegenden Begriff von Imperialismus: Der Zusammenhang von kapitalistischem, grenzüberschreitendem Geschäftsverkehr und staatlicher Gewalt bis hin zum Krieg wird entwickelt. Der Text setzt damit einen Kontrapunkt gegen die bürgerliche Vorstellung eines “ewigen Friedens”, den die fortschreitende internationale “Verflechtung” durch Handel irgendwann angeblich herbeiführe - eine Ideologie, die man nicht bloß bei Kant, sondern auch von liberalen Kommiliton:innen im Studierendenparlament vorgetragen finden kann.</p>
<p></p>
<p>»Gestern hat deswegen zum ersten Mal seit Langem – auch das ist keine Selbstverständlichkeit – wieder ein physisches Beratertreffen im Normandie-Format stattgefunden. Wir haben dort über acht Stunden lang verhandelt. Ob dabei etwas rauskommt, wissen wir nicht. Niemand kann das in dieser Zeit mit hundertprozentiger Sicherheit sagen. Aber: Wer redet, der schießt nicht.«1</p>
<p>(Bundesaußenministerin Annalena Baerbock am 27.01.2022 im Bundestag)</p>
<p><br>Baerbock behauptet hier, dass Krieg und Verhandeln ein Gegensatz sei. Und in der Friedensbewegung ist diese Vorstellung der zentrale Fehler. Ein falscher Gegensatz, der in das Selbstverständnis-Bild der Europäer*innen als Friedensstifter im Gegensatz zu den USA als Cowboys eingeflossen ist. Wer sich die Geschichte moderner Kriege anguckt, dem müsste dagegen Folgendes auffallen:</p>
Die Rolle der Gewalt für die Diplomatie im Frieden
<p>Vor dem Krieg gibt es immer einen Zustand des Friedens, und der hat eine Beziehung zwischen Staaten zum Inhalt. Frieden ist also nicht einfach ein leeres Blatt Papier, das sich nur durch die Abwesenheit von Bombenabwürfen auszeichnet. Gewaltmonopole, bis an die Zähne bewaffnet, stehen sich hier gegenüber. Sie gehen wirtschaftliche Beziehungen ein, damit die Nationen sich jeweils aneinander bereichern können. Dafür machen die Staaten internationale Verträge. Schon hier fällt die erste elementare Rolle der Gewalt für den Frieden an: Zwischenstaatliche Verträge unterstellen, dass sich die Staaten wechselseitig als Gewaltmonopol über dessen Land und Leute anerkennen. Das ist keine Selbstverständlichkeit, wie zahllose Gebietsansprüche in der Staatenwelt bezeugen; und insbesondere, wenn nationale Befreiungsbewegungen sich einen neuen Staat erkämpfen, ist es immer die Frage, ob ausländische Mächte die neuen Regierungen auch als neue Herren über Land und Leute anerkennen.</p>
<p>Damit die heimischen Kapitale sich am Ausland bereichern können, muss allen elementaren Bedingungen des Geldverdienens im Inneren einer Gesellschaft auch nach außen hin Geltung verschafft werden: das Eigentums- und Vertragsrecht und die Möglichkeit dieses irgendwo vor Gericht durchzusetzen. Wenn ein deutsches und ein französisches Unternehmen einen Vertrag abschließen, dann müssen der deutsche und der französische Staat in einem zwischenstaatlichen Vertrag regeln, wo die Unternehmen ihr privates Eigentumsrecht und die Vertragserfüllung zwischen den Unternehmen erzwingen können. Alle Verträge zwischen den Unternehmen (oder sonstigen privaten ökonomischen Akteuren) unterstellen, dass ihre Staatsgewalten bereits in gesonderten Staats-Verträgen geregelt haben, wie das abzulaufen hat. In diesen Verträgen sind weiter Zölle, Produktrichtlinien, Dienstleistungsvorschriften, Sozial- und Umweltstandards usw. enthalten. Dies sind weitere Hebel, um dem nationalen Kapital Zugriff auf den ausländischen Markt und zugleich einen gewissen Schutz vor der ausländischen Konkurrenz zu geben. Weil alle erfolgreichen kapitalistischen Staaten das Gleiche wollen – ihre Kapitalisten sollen sich an der anderen Nation bereichern – stehen sie bei aller vertraglicher »Kooperation« ständig im Gegensatz.2 Mit anderen, nicht so erfolgreichen Staaten werden Verträge gemacht, die für eine billige und zuverlässige Rohstoffzufuhr für die kapitalistische Akkumulation in den Zentren sorgen sollen. Hier sichern die zwischenstaatlichen Verträge häufig nicht das Geschäft von privaten Kapitalisten aus den beiden Ländern ab, sondern das Geschäft zwischen privaten Energiemultis und dem Rohstoff-Staat selbst, der ihnen Flächen gegen Pacht zur Verfügung stellt. </p>
<p>Wenn zwei Bürger eines Staates einen Vertrag abschließen, dann ist der Staat, der über sie herrscht, die Instanz, die den Vertrag letztlich mit Gewalt sichert. In den internationalen Beziehungen dagegen sind die Staaten als Vertragspartner zugleich die Instanzen, die für die Durchsetzung der Verträge gegen den staatlichen Vertragspartner sorgen. Den Respekt bei dem »Partner« müssen sie sich selbst schaffen – letztlich mit der Gewalt, die sich gegen die andere staatliche Gewalt messen lassen kann. Das ist die zweite elementare Leistung der Gewalt im Frieden.</p>
<p>Für bessere Konditionen für das eigene nationale Interesse machen sich die Staaten Angebote und/oder erpressen sich wechselseitig. Auch wenn diese Erpressung vielleicht erstmal nur mit wirtschaftlichen Mitteln (d. h. drohende Handelsvertragsveränderung) passiert, steht das militärische Potenzial allemal mit hinter der Verhandlungsmacht. Schließlich droht dann ein Gewaltmonopol einem anderen Gewaltmonopol eine Schädigung an ‒ und das muss man sich leisten können. Soll ein anderer Staat sogar mit einem Embargo zur Vernunft gebracht werden, muss der eine Staat sogar allen anderen Staaten in der Welt glaubwürdig machen, dass sich ein Mitmachen des Embargos empfiehlt (siehe z.B. die Forderung der USA an China, die Geschäfte mit Nordkorea einzustellen). Auch hier spielt die Gewalt, die ein Staat als Drohung anderen Staaten gegenüber aufbauen kann, seine zentrale Rolle.</p>
<p>Kurzum: Diplomatie ist zwar nicht dasselbe wie Bomben werfen, sie beruht aber auf der glaubwürdigen Drohung, dies jederzeit tun zu können.</p>
Die diplomatische Drohung mit der Gewalt
<p>Dem internationalen Handel wird allgemein eine friedensstiftende Wirkung nachgesagt. Das stimmt nur sehr bedingt: Wenn die heimischen Kapitalisten sich an Land, Leuten und Geld des fremden Staatswesens bereichern können, dann hat der eine Staat durchaus das Interesse daran, dass der andere Staat als Gewaltmonopol funktioniert. Schließlich soll der mit seiner Gewalthoheit die internationalen Verträge bei sich durchsetzen. Ist das Gewaltmonopol fragil (Stichwort failed state), dann sind die internationalen Abmachungen von vornherein nicht viel Wert. Zudem mögen die eigenen Kapitalisten an einer auswärts florierenden Wirtschaft besser verdienen, als einer kaputt gehenden Ökonomie.</p>
<p>Allerdings sind mit dem funktionierenden Handel die gegensätzlichen nationalen Bereicherungsinteressen nicht aus, sondern permanent in der Welt. Und je mehr der Erfolg der nationalen Wirtschaft auf der Benutzung des Auslands beruht, desto mehr definieren die Staaten ihre elementaren Interessen als vom Ausland abhängig. Und das spornt sie an, sich die anderen Länder verlässlich für die eigenen nationalen Interessen unter Kontrolle zu bringen. </p>
<p>Neben die Bedeutung, die die internationalen Verträge für das nationale Kapital haben mögen, tritt die Bedeutung, dass die Verträge den gegenüberliegenden Staat an einen selbst binden und ggf. andere konkurrierende Staaten ausmischen sollen. Erfolgreiche Staaten definieren dann andere Länder oder gleich ganze Regionen als ihre Einflusszone und begutachten kritisch, dass das auch so bleibt. Und weil die militärische Gewalt ihre Bedeutung eben im Frieden hat, wird die Frage, wie sich der gegenüberlegende Staat mit Waffen ausstattet, zu einer entscheidenden Ecke bei der Frage, ob der andere Staat sich den eigenen nationalen Ansprüchen fügt oder sich als sperrig erweist. </p>
<p>Die Staaten ziehen über ihre diversen Verträge, Änderungsanträgen ‒ begleitet von Angeboten und wirtschaftspolitischer Erpressung ‒ und dem jeweiligen Nutzen Bilanz. Sie verdichten ihr Urteil über den Nutzen des fremden Staates für sich in Bilanz-Urteile: Die Beziehungen zu Land xy sind »freundlich«, »unfreundlich«, »kühl«, »eisig« oder am Ende der Skala »feindlich«. Andere Urteile über fremde Staaten sind »Bündnispartner«, »Strategischer Partner« oder »Systemrivale«.</p>
<p>In der Regel berücksichtigen die Staaten bzw. deren Regierungen die dabei vorhandenen wirtschaftlichen und militärischen Machtverhältnisse, welche durch diverse Bündnisse modifiziert werden. Respekt für nationale Anliegen, die andere Staaten berücksichtigen sollen, verlangen sie entlang der relativen Machtverhältnisse. Wer das aus nationalistischer Borniertheit nicht so macht, sieht sich schnell in der Lage, dass ein mächtigerer Staat einen selbst zum Feind erklärt. </p>
<p>Die Staaten sprechen sich also Rechte in der Welt zu, die mit Ansprüchen anderer Staaten kollidieren; und welche Rechte ein Staat dann tatsächlich auch zum Prüfstein internationaler Beziehungen macht, basiert auf den zugrundeliegenden Kräfteverhältnissen. So schafft staatliche Macht Rechte in der Welt, und je mächtiger ein Staat vergleichsweise wird, desto mehr Rechte spricht er sich gegen die anderen zu und will, dass die anderen Staaten diese anerkennen. </p>
<p>Da erheben Staaten den Anspruch, über die wirtschaftliche, militärische oder politische Struktur der Nachbarländer mitzuentscheiden und geraten darüber in Konflikt zu anderen Mächten, die dasselbe beanspruchen (etwa der Konflikt zwischen der NATO/EU und Russland hinsichtlich der Ukraine). Als Weltmacht gilt der Anspruch »selbstverständlich« global und dieser Anspruch mag von anderen potenten Staaten nicht anerkannt sein (so erheben Russland und China regelmäßig Einspruch, wenn die USA und seine Verbündeten in der UNO mal wieder das Recht offiziell einfordern, ein unliebsames Regime abzusetzen, wie im Irak, in Syrien oder Libyen geschehen).</p>
<p>Krieg liegt dann in der Luft, wenn ein Staat meint, dass ihm zustehende elementare Rechte ignoriert werden und der andere Staat das Kräfteverhältnis falsch einschätzt. Jeder Staat kalkuliert bei internationalen Beziehungen darauf, dass die gegenüberstehende Seite in der Lage ist, durchzurechnen, wie militärische und wirtschaftliche Macht verteilt sind. Soweit beide Staaten die Einschätzung haben, dass die Kräfteverhältnisse (Überlegenheit, Unterlegenheit etc.) halbwegs korrekt vom Gegenüber gewürdigt werden, wird weiter verhandelt. Wenn ein Staat aber meint, dass die eigentlich dem Kräfteverhältnis angemessene Unterordnung des anderen Staates nicht eingehalten wird, dann wird die Beziehung kühl, eisig und schließlich feindlich. Gerade in diesem Moment werden diplomatische Noten ausgetauscht, was das Zeug hält. Weil: Auf Krieg ist kein Staat einfach so scharf. Der Krieg vernichtet Reichtum – bei sich, wie beim anderen Staat – statt dass sich die eine Nation an der anderen bereichern kann. Eine durch überlegene Stärke gewonnene Unterordnung des Gegenübers durch dessen vorausschauende Einsicht ist viel besser als ein durch Waffengang erzwungenes Verhältnis. Vor dem Krieg steht also die diplomatische Drohung mit dem Krieg an.</p>
Die Diplomatie im Krieg
<p>Kommt es zum Krieg, gibt es dafür irgendeinen konkreten Anlass, der sich auch gerne gesucht wird. Der eigentliche Grund des Krieges liegt aber in all den zusammenaddierten Gegensätzen vor dem Krieg, bei denen der Staat den Eindruck hat, dass der gegenüberliegende Staat das Kräfteverhältnis nicht richtig einschätzt. Er sieht die Position, die er sich in der Staatenhierarchie zuschreibt, nicht ausreichend gewürdigt und macht den Übergang, den anderen Staat, der die Anerkennung der beanspruchten Position nicht nachvollziehen mag, militärisch zu schädigen. Dessen Reichtumsquellen werden angegriffen (Land und Produktionsstätten kaputt gemacht, die Untertanen getötet), und das gegenüberliegende Militär soll dezimiert werden, damit der andere Staat seine unterlegene Position endlich anerkennt. Weil es um letzteres geht und nicht einfach um kriegsgeiles Abschlachten, wird während des Krieges fortlaufend diplomatisch weiter verhandelt im Sinne von »siehst du es jetzt endlich ein?«. Dieses »Es« hat dann immer eine doppelte Bedeutung: Einerseits hat das »Es« konkrete Inhalte, etwa die Anerkennung eines strittigen Grenzverlaufs oder der Verzicht auf die Beschaffung bestimmter Waffen. Zugleich stehen diese konkreten Inhalte für ein abstrakteres Prinzip: »Sieh ein, dass deine Souveränität unterhalb meiner Souveränität liegt.«</p>
Die Diplomatie am Ende des Krieges
<p>Der Krieg endet dann wiederum mit Diplomatie. Die Waffen schweigen, wenn der Krieg entweder so gewonnen ist, dass die andere Seite in die ursprünglichen oder auch in zusätzliche, während des Krieges gemachte Forderungen einwilligt. Oder aber der andere Staat kapituliert vollständig. So ist das Kräfteverhältnis praktisch neu entschieden, und der Inhalt des Friedens ist dann immer bestimmt durch das Diktat des Siegers. Die Über- und Unterordnungsfrage ist praktisch geklärt. Damit das auch länger so bleibt, sind in den Verträgen am Ende des Krieges in der Regel lauter Abrüstungs- oder Rüstungsbeschränkungsregeln für den Verlierer enthalten. Genau wegen des Wissens des Siegers darum, welche Bedeutung Militärstärke im Frieden hat, wird diese in weiser Voraussicht bei dem Verliererstaat beschränkt (das hat das Deutsche Reich nach dem ersten Weltkrieg und die BRD nach dem zweiten Weltkrieg erfahren).</p>
Das Gewaltpotential als Kriegsgrund
<p>Wegen des Wissens um die Bedeutung der Gewaltmittel im Frieden drehen sich sehr viele zwischenstaatliche Verträge oder Streitfragen um die Rüstungsbemühungen der Staaten. Fortschritte in eine kriegerische Auseinandersetzung entzünden sich dann weniger entlang bestimmter wirtschaftspolitischer Fragen, sondern vor allen entlang von Fragen um Kriegsgerät. Nordkorea und Iran wollen das von der USA beanspruchte Recht, in ihren Regionen in Ordnungsfragen entscheidend mitzubestimmen, nicht anerkennen. Damit handeln sie sich die Feindschaft der USA ein und sehen sich einer permanenten Kriegsdrohung ausgesetzt. Nicht um die USA zu überfallen, wohl aber um einem potentiellen Überfall der USA auf sich selbst eine hohe Schadensbilanz für die US-Streitkräfte entgegenzusetzen, bemühen oder bemühten sie sich um Atomwaffen (aus demselben abschreckenden Grund bemühen sich viele Staaten um Chemiewaffen). Diese Bemühungen sorgen dann für einen neuen konkreten Kriegsgrund, weil die überlegenen Staaten oder die USA eben genau das nicht wollen: ihre Kriegsführungskalkulation mit potentiellen hohen menschlichen und materiellen Opfern zu beschweren.</p>
Der Frieden ist das Resultat des Krieges
<p>Nach einem Krieg ist wieder Frieden, und die Staaten belämmern sich mit ihren gegensätzlichen Interessen auf Grundlage der neuen Über- und Unterordnung. Auch der Verlierer kann sich was rausnehmen, aber eben nur relativ zu dem neuen Kräfteverhältnis – sonst steht der nächste Waffengang an. Für den Sieger kann der Waffengang ein Mittel des nationalen Bereicherungsinteresses sein – selbst wenn er viel Geld ausgegeben und viele Soldaten verloren hat. Nämlich dann, wenn ihm durch den Krieg eine Machtdemonstration gelungen ist, die den Kriegsgegner, aber auch andere Staaten in – für ihn – bessere Über- und Unterordnungsverhältnisse eingruppiert. Dann lässt sich der Rest der Welt nämlich besser für die nationale Reichtumsvermehrung erschließen und benutzen. Manchmal haben Kriege aber auch ein Unentschieden zum Resultat, d. h. die Staaten einigen sich diplomatisch darauf, dass derzeit keine Seite gewinnen kann. Statt die Vernichtung von Reichtum fortzusetzen – was sich die Staaten auf Dauer nicht leisten wollen, weil andere Staaten wie die Geier auf die Kräfteverzehrung lauern – vereinbart man einen Waffenstillstand ohne eine große Veränderung der vor dem Krieg bestehenden internationalen Verträge. Frieden ist angesagt, weil der Krieg für die Staaten derzeit keinen Sinn macht, und im Frieden wird sich bemüht, mittels neuer Aufrüstung oder Bündnispartner den alten Streit dann doch nochmal irgendwann zu »lösen«. Die Staaten arbeiten dann auf einen Zustand hin, in dem der Krieg wieder Sinn macht, also gewonnen werden kann.</p>
<p><br>Fazit: An allen Etappen des zwischenstaatlichen Verkehrs zeigt sich, dass Gewalt wie Diplomatie zu jeder Zeit Mittel kapitalistischer Staaten sind und dass beide Mittel zeitgleich zum Einsatz kommen, weil sie notwendig zusammengehören.</p>
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<p>[1] Plenarprotokoll S. 881f.; https://dserver.bundestag.de/btp/20/20014.pdf#P.880</p>
<p>[2] Über den Zusammenhang der Weltwirtschaftsordnung und dem immensen Waffenhaushalt der Staatenwelt siehe »Was ist Imperialismus?«; https://gegen-kapital-und-nation.org/was-ist-imperialismus/</p>NAGR-zentrale-17090926-production2023-05-13T22:00:00ZAStA Vorstellung // NC-UHH #3<p>Überblick</p>
<p>Es gibt auf allen organisatorischen Ebenen der Universität die Möglichkeit, mitzumischen. Innerhalb des eigenen Fachs kann man sich im Fachschaftsrat (FSR) einbringen und dort vor allem bei Fragen mitbestimmen, die das eigene Fach betreffen, aber auch bei vielem darüber hinaus.</p>
<p>Die nächsthöhere Ebene der akademischen Selbstverwaltung ist die Fachbereichsebene, wobei große Fächer einen eigenen Fachbereich bilden. Hier besteht die Möglichkeit, für einen Sitz im Fachbereichsrat zu kandidieren, indem man einer bestehenden Liste beitritt oder eine eigene gründet.</p>
<p>Entscheidungen, die die ganze Fakultät betreffen, werden im Fakultätsrat (FakRat) getroffen. Auch hier können Studierende als Listen zur Wahl antreten. </p>
<p>Das höchste Gremium der akademischen Selbstverwaltung ist schließlich der Akademische Senat (AS), der Entscheidungen für die gesamte Universität trifft. Auch hier treten Listen zur Wahl an. Es gibt drei studentische Vertreter*innen.</p>
<p>Warum Hochschulpolitik?</p>
<p>Die Hochschulpolitik bietet uns Studierenden die Möglichkeit, die studentische Perspektive in die Gremien der akademischen Selbstverwaltung einzubringen, denn wir Studierende haben oft einen anderen Blick auf die Dinge als die Professor*innen und wissenschaftlichen Mitarbeiter*innen. Da in den universitären Gremien über Dinge wie die Studienstruktur, Zulassungsbeschränkungen und Prüfungsordnungen entschieden wird, stellt hochschulpolitische Arbeit eine direkte Möglichkeit dar, Einfluss auf die eigenen Studienbedingungen zu nehmen und mitzuentscheiden, wie das Studium an der Uni Hamburg aussehen soll. Sehr viele Veränderungen, wie beispielsweise die Abschaffung der Studiengebühren, gehen auf studentisches Engagement zurück. Daher lohnt es sich auf jeden Fall, aktiv zu werden und sich einzubringen.</p>
<p>Der Fachschaftsrat (FSR)</p>
<p>Der Fachschaftsrat (FSR) ist die Vertretung für alle Studierenden eines Fachs und wird ein- bis zweimal im Jahr auf einer studentischen Vollversammlung gewählt. Der FSR ist euer Ansprechpartner, wenn es Fragen zur Studienorganisation, bei der Belegung von Veranstaltungen, bei Ärger mit dem Studienbüro, mit einzelnen Dozent*innen oder dem Prüfungsausschuss gibt. Oftmals kümmert sich der FSR auch um die Planung und Durchführung der OE und trägt so dafür Sorge, dass sich alle Neuankömmlinge in ihrem Fach zurechtfinden und der Einstieg in die Uni möglichst entspannt abläuft. Darüber hinaus organisieren viele FSRe auch fachbezogene Veranstaltungen wie Lese- und Diskussionsabende oder Fachschaftspartys, oder bringen sich außerhalb der Uni politisch ein, etwa indem sie zu Demos mobilisieren, zu politischen Veranstaltungen einladen oder Initiativen unterstützen. </p>
<p>Wie erreiche ich meinen FSR? </p>
<p>Jeder FSR hat eine Mailadresse, an die Anfragen gesendet werden können. Die meisten FSRe verfügen auch über ein Büro, eine Internetpräsenz und Sprechstunden. Außerdem tagt der FSR regelmäßig und ist über die selbstverständlich öffentlichen Sitzungen zu erreichen. Die genauen Angaben findet man auf der Homepage des jeweiligen Instituts.</p>
<p>Wie kann ich mich in den FSR einbringen?</p>
<p>Es gibt jederzeit die Möglichkeit, in die FSR-Arbeit einzusteigen, indem man einfach zu den Sitzungen kommt und mitmacht! Um ein offiziell gewähltes FSR-Mitglied zu werden, muss man allerdings die nächste Vollversammlung abwarten. Bei dieser hat jede*r die Möglichkeit, sich zur Wahl zu stellen und in den FSR wählen zu lassen. Bei vielen FSRen gibt es nur eine offene Liste, bei der jede*r mitmachen kann, sodass die Mitarbeit im Fachschaftsrat ohne große Hürden allen offen steht. Solltest du je doch mal sehr unzufrieden mit der Arbeit deines FSRs sein, besteht auch immer die Möglichkeit, eine eigene Liste aufzustellen. </p>
<p>Allgemeiner Studierendenausschuss (AStA)</p>
<p>Das Studierendenparlament (StuPa) kann von allen Studierenden der Uni Hamburg für eine einjährige Legislaturperiode gewählt werden. Das StuPa diskutiert studentische Themen, wählt den Allgemeinen Studierendenausschuss (AStA) und stimmt über den Haushalt ab. </p>
<p>Der AStA vertritt die Interessen der Studierenden gegenüber der Universität, der Öffentlichkeit und der Politik. Darüber hinaus bietet der AStA kostenfreie Beratungen an, unterstützt die Studierenden bei Problemen im Studienalltag, setzt eigene politische Schwer punkte und bietet regelmäßig stattfindende Kulturkurse an.</p>
<p>Im InfoCafé könnt ihr alle weiteren Infos zu den kostenlosen Beratungsangeboten des AStA bekommen oder einfach einen Kaffee trinken. </p>
<p>Der AStA der Uni Hamburg besteht aus verschiedenen Referaten, die sich um wechselnde Themen kümmern, sowie vier teilautonomen Referaten. Jeder AStA kann eigene Schwerpunkte setzen, je nachdem, welche Referate eingerichtet werden.</p>
<p>Dem AStA stehen zwei Vorsitzende vor, die die Studierenden sowohl innerhalb der Universität als auch außerhalb davon vertreten. Sie koordinieren die Arbeit des AStA und sind für alle Aktivitäten verantwortlich.</p>
<p>Finanzreferat </p>
<p>Das Finanzreferat ist Anlaufstelle für alle Fragen rund um die Gelder der VS. Alle Studierenden zahlen pro Semester einen Betrag an die VS, welche mit den Geldern politische Arbeit leistet, die Fachschaften finanziert, aber auch Initiativen fördert.</p>
<p>Referat für Hochschulpolitik</p>
<p>Der oder die Referent*in arbeitet eng mit den Fachschaften und der Uni zusammen, um gemeinsam mit ihnen bessere Studienbedingungen zu schaffen. </p>
<p>Referat für Soziales </p>
<p>kümmert sich um die sozialen Fragen und Belange der Studierenden. Themen sind z.B. studentisches Wohnen, finanzielle Situation oder soziale Anbindung. Außerdem betreut das Sozialreferat die AStA-Beratung für euch, um Fragen zur studentischen Teilhabe.</p>
<p>Antidiskriminierungsreferat</p>
<p>Eine unabhängige Anlaufstelle, bei der du dich im Falle von Diskriminierung im Hochschulkontext gegenüber deiner Person oder gegenüber Dritter melden kannst. Deine Bedürfnisse haben dabei oberste Priorität, das heißt, nur in Absprache mit dir werden wir weitere Maßnahmen einleiten! Sollte es sich bei deinem Anliegen konkret um rechtsspezifische Fragen handeln, bietet der AStA auch Rechtsberatungen zu unterschiedlichen Bereichen an. Wir organisieren als Teil des AStA regelmäßig Veranstaltungen, um Diskriminierung, ob an der Universität oder gesamtgesellschaftlich, einerseits zu thematisieren und sichtbar zu machen. Andererseits wollen wir Möglichkeiten aufzeigen, sich dagegen einzusetzen und arbeiten daher auch mit außeruniversitären Initiativen zusammen.</p>
<p>Referat für Kultur und politische Bildung</p>
<p>Filmvorführungen, Lesungen, Konzerte, Ausstellungen oder andere Kunstformen im Kulturkursprogramm: Wir versuchen studentische Projekte zu unterstützen und eigene Ideen aus dem AStA umzusetzen. Wir möchten hierüber auch politische Debatten anstoßen. Wenn wir als AStA politische Bildung betreiben, dann reflektieren wir dabei auf die Bedingungen an der Universität im Kapitalismus. In gemeinsamen Diskussionen möchten wir den Ursachen für Ausbeutung, Herrschaft und ideologischen Wahn auf den Grund gehen. Für politische Bildung organisieren wir Diskussions- und Vortragsveranstaltungen, Workshops, Kongresse, Podiumsdiskussionen oder Ausstellungen und die Veranstaltungsreihe "Schnöde Neue Welt" sowie die Gesellschaftskritischen Tutorien.</p>
<p>Referat für Soziale Bewegung</p>
<p>Der AStA kann als eigenständiger sozialpolitischer Akteur in gesellschaftlichen Kämpfen auftreten - aber auch bereits existierende soziale Bewegungen tatkräftig unterstützen. In den letzten Jahren durften wir eine Vielzahl antifaschistischer, antirassistischer und klimapolitischer Organisationen unterstützen</p>
<p>Referate für Nachhaltigkeit und zur Verhinderung der Klimakrise</p>
<p>kümmern sich um ökologische Themen innerhalb und außerhalb der Uni und setzen sich für eine nachhaltigere Uni und eine nachhaltigere Gesellschaft ein. Wir werden Strategien entwickeln, um die Lebensmittelverschwendung in den Mensen zu reduzieren, das Angebot von vegetarischen und veganen Speisen zu verbessern und die Subventionierung der Gerichte so umzukrempeln, dass ökologisch nachhaltige Speisen deutlich erschwinglicher werden. Wir planen, den Campus zu begrünen und zu einem Ort zu machen, an dem sich Studierende einer lebendigen Natur erfreuen können.</p>
Die Teilautonomen Referate des AStA
<p>Die Teilautonomen Referate stellen die Vertretung minorisierter Gruppen dar. Sie werden von jenen Studierenden gewählt, die systematisch diskriminiert werden.</p>
<p>Das Referat für behinderte und chronisch kranke Studierende (RBCS)</p>
<p>Das RBCS vertritt die Interessen behinderter und chronisch kranker Studierender und berät sie zu studienbezogenen Themen wie barrierefreiem Zugang zum Studium, Nachteils ausgleichen und Alltagsorganisation.</p>
<p>Das Referat für internationale Studierende (RiS)</p>
<p>Das Referat für internationale Studierende ist der Ort selbstorganisierter solidarischer Interessenvertretung von allen Studierenden mit Migrationshintergrund oder ohne deutschen Pass. Wir setzen uns gemeinsam für Frieden und kulturelle Verständigung ein, kämpfen gegen Diskriminierung und für (soziale) Gleichheit. Dafür machen wir auch Sprechstunden, Treffen und Veranstaltungen.</p>
<p>QueerReferat</p>
<p>„Queer“ heißt für uns, dass Identitäten dynamisch, fließend und provisorisch sind. Sie sind Momentaufnahmen und können sich verändern. Das QueerReferat ist ein offener Raum für alle sexuellen Orientierungen, Vorlieben und Identitäten. Bei uns findest du vor allem Studierende, die lesbisch, schwul, trans*, sadomasochistisch … sind oder einfach nicht in solche Schubladen wollen. Es gibt ein umfangreiches Angebot von Brunch über Spieleabende bis zu Filmnächten. </p>
<p>Das AlleFrauen-Referat</p>
<p>Als AlleFrauen*Referat vertreten wir die Interessen der sich weiblich definierenden Studierenden und aller Studierenden, denen das weibliche Geschlecht zugeschrieben wird oder wurde. Wir sind eine selbstorganisierte, politische Gruppe und haben uns zum Ziel gesetzt, Umstände von Diskriminierung aufzudecken und daraus Handlungsperspektiven abzuleiten.</p>
<p>Mehr Infos zum AStA sowie unsere E-Mail-Adressen gibt’s auf asta-uhh.de</p>
<p>Kommt vorbei! Wir sind gegenüber der Blattwerk-Mensa: AStA Universität Hamburg, Von Melle Park 5, 20146 Hamburg</p>NAGR-zentrale-17090956-production2023-05-12T22:00:00ZIslamistische Machtdemonstrationen gegen Linke an der Uni Hamburg // NC-UHH #3Im November 2022 haben Islamisten versucht, Linke einzuschüchtern, die am Campus Kritik an den islamischen Dachverbänden in Deutschland übten. Die Ereignisse werden hier dokumentiert.NAGR-zentrale-17091007-production2023-05-11T22:00:00ZDie Revolution der iranischen Frauen nach Hamburg tragen: Islamisches Zentrum schließen! // NC-UHH #3<p>Nach außen präsentiert sich das Islamische Zentrum Hamburg gern moderat und möchte sich beim Tag der offenen Moschee einen weltoffenen Anstrich geben. Tatsächlich ist das IZH ein verlängerter Arm des iranischen Mullah-Regimes. Es dient dazu, seine antidemokratische und menschenrechtsfeindliche Ideologie zu exportieren. Der Leiter wird direkt aus dem Iran entsandt. Nach Einschätzung der Bundesregierung ist das IZH für die Islamische Republik Iran „eines ihrer wichtigsten Propagandazentren in Europa“. Es steht bereits seit fast 30 Jahren unter Beobachtung des Hamburger Landesamtes für Verfassungsschutz und wird vom Bundesinnenministerium als extremistisch eingestuft. </p>
<p>Das IZH zählte immer wieder zu den Organisatoren der antisemitischen Demonstrationen zum „Al-Quds-Tag“ in Berlin, die die Vernichtung Israels fordern. Im Januar 2020 hat das IZH Trauerfeiern für den getöteten Top-Terroristen Qasem Soleimani ausgerichtet. Zugleich spioniert das Islamische Zentrum oppositionelle Exiliraner*innen in ganz Europa aus und schüchtert sie ein. Die Religionswächter des IZH fordern auch, dass bereits neunjährige Mädchen das Kopftuch tragen.</p>
<p>Heute begehren die Menschen im Iran gegen die Mullah-Diktatur auf. Symbolfigur ist die 22-jährige Zhina Mahsa Amini, die im Namen der islamischen Gesetze (Scharia) ermordet wurde. Weil sie das Kopftuch angeblich nicht korrekt getragen hat, ist sie am 16.9. in Teheran von Religionswächtern erschlagen worden. Im Iran wird seitdem gegen die islamische Religionsdiktatur demonstriert. Die Reaktionen des Staates darauf sind tödlich.</p>
<p>Die aktuellen Proteste im Iran prangern die islamische Diktatur an, die das IZH unterstützt. </p>
<p>Wir setzen uns für Frieden, Freiheit und die weltweite Achtung der Menschenrechte ein. Sie gelten für alle Menschen, unabhängig von ihrer Religion, Hautfarbe oder sexuellen Orientierung. </p>
<p>Auf die Frage, warum für das IZH trotz Propaganda für massive, mit dem Islam begründete Menschenrechtsverletzungen ein anderer Maßstab gilt, bleiben die Verantwortlichen in Hamburg bisher eine Antwort schuldig.</p>
<p>Wir begrüßen es, dass Politikerinnen und Politiker in Hamburg ihre Unterstützung für die Proteste äußern und das IZH kein Teil der Staatsverträge mehr ist. Die Diskussion um das IZH darf durch seinen Austritt aus der Schura nicht erstickt werden. Die Gefahr bleibt bestehen, wenn das IZH weiter frei agieren kann.</p>
Wir fordern von Hamburg:
<p>die Blaue Moschee (= Islamisches Zentrum Hamburg) zu schließen und die Verbreitung von Propaganda durch das Islamische Zentrum Hamburg in Europa zu stoppen<br>den Staatsvertrag mit den orthodoxen islamischen Verbänden umgehend zu beenden, insbesondere mit der Schura, da sie selbst nach dem Austritt des IZH noch erklärte, dass sie „dem IZH für den weiteren Weg und Orientierung alles Gute“ wünsche und mit ihrer Expertise „auch nach dem Austritt geschwisterlich zur Verfügung“ stehe.<br>die unmissverständliche Distanzierung aller Hamburger Moscheen von der Scharia, denn sie ist „inkompatibel mit den fundamentalen Prinzipien in der Demokratie“ (Europäischer Gerichtshof für Menschenrechte)<br>Staat und Religion in Hamburg konsequent zu trennen</p>
<p></p>
<p>Informiert euch über den Kampf gegen den Islamismus!</p>
<p>www.vsi-hh.de</p>
<p>www.internationalwomenpower.com</p>
NAGR-zentrale-17091032-production2023-05-10T22:00:00ZDie Uni dem Kapital 'entreißen'? // NC-UHH #3
DEBATTE: UNIVERSITÄT IM KAPITALISMUS
<p>Anmerkung der NC-Redaktion: In dieser Rubrik möchten wir einer Debatte über die Rolle der Universität in den bestehenden kapitalistischen Verhältnissen Raum geben. <br>Wir gehen davon aus, dass kritische studentische Praxis an der Hochschule einer theoretischen Grundlage bedarf: Inwieweit und wie genau bestimmt die kapitalistische Produktionsweise universitäre Forschung und Lehre? Welchen Zwecken dienen beide in dieser Gesellschaft – und auf welche Weise tun sie das? Können universitäre Forschung und Lehre Kritik an den herrschenden Verhältnissen befördern, kommt der Universität als Institution auch ein emanzipatorisches Potenzial zu?<br>Diese und ähnliche Fragen sollen in dieser Rubrik diskutiert werden. Durch den argumentativen Austausch verschiedener Ansichten soll einer Klärung des Verhältnisses von Universität und Kapitalismus Vorschub geleistet werden.</p>
<p>Wir freuen uns über weitere Beiträge zur Debatte! Wenn ihr euch beteiligen möchtet, schreibt eine Mail an: new.critique@asta.uni-hamburg.de </p>
<p>In der 'new critique' #1 erschien ein Artikel von Armin Mandelzweig unter dem Titel 'Die Universität des Kapitals', der von einem Vortrag angeregt worden war, den ich selbst am 5.5.2015 unter dem Titel 'Die Freiheit der Wissenschaft' an der Uni Hamburg gehalten hatte.1 Auf Armins Artikel haben die Marxistischen Studierenden Hamburg (im folgenden MSH) in der new critique #2 mit einer Replik unter dem Titel 'Die Universität dem Kapital entreißen' reagiert. Da ich mich sowohl an der Form als am Inhalt dieser Replik störe, folgt hier meine Anti-Kritik.</p>
Übersicht: Bisherige Debatten-Beiträge
<p>In new critique #1 erschien der Artikel „Die Universität des Kapitals“ von Armin Mandelzweig. In ihm wurde argumentiert, dass die staatlich organisierte universitäre Forschung und Lehre dem Bedürfnis des Kapitals entspricht, profitabel anwendbare Forschungsergebnisse sowie wissenschaftlich ausgebildete Arbeitskräfte zu erhalten. Der Artikel schloss mit der Feststellung, dass wissenschaftliche Kritik an den Verhältnissen notwendig sei, aber außerhalb der Universitäten betrieben werden müsse. Auch weitere Beiträge der Ausgabe kreisten – unter verschiedenen Gesichtspunkten – rund um das Themenfeld „Universität im Kapitalismus“.</p>
<p>In der new critique #2 veröffentlichten die Marxistischen Studierenden Hamburg die Replik „Die Universität dem Kapital entreißen“. Sie signalisierten Zustimmung zur These, dass Universitäten „integraler Bestandteil der herrschenden Verhältnisse“ seien, bemängelten aber an dem vorangegangenen Artikel das Fehlen von Praxisvorschlägen. Sie entwarfen im Folgenden ein Programm, welches den Kampf um bessere Studienbedingungen ins Zentrum kapitalismuskritischer Bestrebungen an Hochschulen rückte. </p>
<p>In der vorliegenden new critique #3 greift nun im Folgenden Heiko Vollmann in die bisherige Debatte ein.</p>
<p><br>Zunächst zur Form. Die MSH schreiben: „Der Schwerpunkt in Armin Mandelzweigs Artikel liegt vor allem auf Theorie, aber einen Vorschlag für eine konkrete Praxis vermissen wir schmerzlich.“ Das „aber“ ist unsinnig; die MSH hätten nach dem ersten Hauptsatz einen Punkt und die Fortsetzung als neuen Satz setzen müssen, denn das Bedürfnis der MSH nach einem Praxistext wollte Armin Mandelzweig gar nicht erfüllen, taugt also auch nicht zum Einspruch gegen ihn. Sein Artikel war in der Tat ein Theorietext, also einer, der einen Gegenstand erklärt und ihn vermittels dieser Erklärung kritisiert. Die MSH haben unter dem Vorwand, eine Replik abzugeben, tatsächlich einen ganz anderen Gegenstand aufgemacht und es nicht der Mühe für wert befunden, sich inhaltlich auf die Argumente Armin Mandelzweigs einzulassen. Der Vorwurf, den sie Armin machen, besteht schlicht darin, er habe nicht über das geschrieben, worüber sie selbst gern schreiben wollten. Man kennt diese Masche aus bürgerlichen Diskursen, z.B. aus TV-Talkshows oder Radio-Interviews, in denen Politiker, statt miteinander oder mit den Interviewern einen Streit von Argumenten auszutragen, lediglich ihre vorbereiteten Statements abgeben und zu diesem Behufe einander gegenseitig ins Wort fallen mit Phrasen wie „Das mag ja richtig sein, Frau Kollegin/Herr Kollege, aber mir fehlt bei dem, was Sie sagen, folgendes...“ – wobei die anfänglich geäußerte Zustimmung lediglich als rhetorische Floskel fungiert, die, zusammen mit dem folgenden „aber“, denselben Gehalt hat wie: „Auf das, was Sie sagen, scheiße ich. Und jetzt zu meinem Anliegen...“.</p>
<p>Einige Zeilen später werfen die MSH Armin vor: „Die Kritik des Bestehenden überwiegt völlig[,] und es bleibt unklar, wie wir die Misere denn nun überwinden.“ Dabei kann jeder, der Armins Artikel aufmerksam liest, diese Frage sehr klar beantworten: Die Misere ist der Kapitalismus selbst; die Universität erfüllt für diesen und seine Reproduktion bestimmte notwendige Funktionen; sie ist also selber eine miserable Institution; also besteht die Überwindung der miserablen bürgerlichen Universität in der Abschaffung des Kapitalismus. Nur unter dieser Bedingung kann ein vernünftiger öffentlicher Bildungsbetrieb eingerichtet werden, der dann tatsächlich den Zweck hat, das Wohl der Menschen zu befördern. Womit wir beim Inhalt wären. </p>
<p>Das Anliegen von Armins Text wird von den MSH grob verzerrt, wenn sie schreiben: „Der Artikel richtet sich gegen die Behauptung, dass, wenn die Universitäten mehr Geld zur Verfügung hätten, diese eine kritische Wissenschaft betreiben würden. (…) Sehr richtig stellt Armin dar, dass die Universität von sich aus keine kritischen Geister erzeugt, sondern sogar [sic!] ideologisch den Kapitalismus verteidigt.“ Armins Artikel richtet sich tatsächlich nur am Rande gegen illusionäre Hoffnungen in die emanzipatorischen Potenzen universitärer Wissenschaft. In der Hauptsache erklärt er, wie und wodurch die bürgerliche Universität dem Kapital dient, indem an ihr korrekte Natur- und Ingenieurwissenschaft betrieben wird, die dem Zweck beschleunigter Akkumulation des Kapitals dient, indem sie durch die Erforschung neuartiger Produktionsmittel und -materialien die permanente Steigerung der Produktivkraft der Arbeit unterm Kapitalkommando und also die Steigerung der Ausbeutung ermöglicht. Dazu kommt dann noch die Ideologieproduktion in den Geistes- und Sozialwissenschaften; aber selbst, wenn es diese Ideologieproduktion an der Uni gar nicht gäbe, sondern nur in der Kirche und den Medien, wäre die Uni als Betrieb bestimmt, der vor allen anderen Interessenten dem Kapital dient. Sie leistet dies gerade dadurch, dass sie, getrennt von der Privatwirtschaft, vom Staat eingerichtet, finanziert und durch die Freiheit der Wissenschaft und das Patentrecht rechtlich reguliert wird. Auf diese zentralen Bestimmungen des Mandelzweig-Artikels gehen die MSH mit keiner Silbe ein.</p>
<p>Das ist kein zufälliges Versäumnis. Vielmehr strotzt der MSH-Text vor lauter schlechten Leninismen. Die 'Marxistischen Studierenden' gibt es nicht nur in Hamburg, sondern an mehreren deutschen Unis. Ihr Zentralorgan ist die Zeitschrift 'Der Funke', trägt also denselben Namen wie das Zentralorgan der russischen Bolschewiki zu Beginn des 20. Jh., das russisch 'Iskra' hieß. Während Lenin selbst sehr wohl zu unterscheiden wusste zwischen theoretischen, d.h. wissenschaftlichen Texten, die einen Gegenstand erklären, und agitatorischen Texten, die zum praktischen Kampf mobilisieren sollen, fällt dies für Marxisten-Leninisten spätestens seit Stalin schlicht zusammen. So auch für die MSH: „Der Kampf für bessere Lebensverhältnisse – und dazu gehören bessere Studienbedingungen – sollte für Marxisten keine sekundäre Rolle spielen. Dieser Kampf ist die Praxis, wie wir Menschen von der Notwendigkeit des Kampfes für den Sozialismus überzeugen. Man muss im praktischen Kampf mitwirken und die Menschen von der 'Überlegenheit' der eigenen Theorie überzeugen, indem sie sich in der Praxis als 'überlegen' herausstellen [sic!]. (…) Dafür brauchen wir ein 'positives Aktionsprogramm' und keine reine negative Kritik.“</p>
<p>Betreffs praktischer Kämpfe mag man ja von 'Überlegenheit' sprechen, zumal wenn es um die der Waffen geht. In der Theorie bzw. der Wissenschaft geht es um 'richtig' oder 'falsch', 'stimmt' oder 'stimmt nicht'. Eine Theorie ist – wenn sie wissenschaftlich verfährt, also in Begriffen, Urteilen und Schlüssen das Allgemeine und Notwendige an ihrem Gegenstand erfasst – die Erkenntnis dieses Gegenstands, die Sache, wie sie im Gedanken gesetzt ist. Sie ist keine „Methode“, liebe MSH, mit der man an die Welt herantritt, um sie sich geistig nach vorgefertigten Rezepten zurechtzul(u)egen. 'Überzeugt' von der Notwendigkeit des Kampfes für den Sozialismus ist derjenige, der die wissenschaftliche Erklärung des Kapitalismus und damit seine verbindliche Kritik eingesehen hat. Ganz bestimmt nicht folgt diese Einsicht aus irgendwelchen reformistischen Kämpfen, sei es nun der Lohnkampf oder der Kampf um eine Demokratisierung der Hochschulen. Sie folgt auch nicht aus revolutionären Kämpfen, die erstens, wenn sie jemals zielführend sein sollen, die theoretische Erklärung der Zwänge, gegen die man sich wehrt, voraussetzen, und zweitens bisher stets noch verloren worden sind – soviel zur Überlegenheit.2</p>
<p>Richtig ist, dass die theoretische Kritik einer Sache noch lange kein Programm zu ihrer Zerstörung ist. Aber ist die Kritik einmal geliefert, dann gehört die Sache auch zerstört. Statt praktische Schritte zur Zerstörung des Kapitalismus vorzuschlagen, plädieren die MSH jedoch für lauter reformistische Änderungen an ihm und in ihm, und benennen GEW und ver.di sowie die LINKE als diejenigen Massenorganisationen, die für Verbesserungen des Bildungsbetriebs zuständig seien und deren Programm es zu 'radikalisieren' gelte, als sei dies bereits der Einstieg in die Revolution. </p>
<p>Die MSH schreiben, „dass der bürgerliche Staat letztlich [!] die Interessen der Reichen vertritt“, und fallen damit theoretisch weit hinter den Mandelzweig-Artikel zurück, der nicht nur viele einzelne Reiche, sondern das gesellschaftliche Gesamtkapital und seinen politischen Sachwalter, den Staat, als Nutznießer bestimmt und präzise die Mittel benennt, mittels derer dieser Nutzen erzeugt wird. Als Gegenmittel bestimmen die MSH den vollständigen Übergang des Bildungswesens in die „öffentliche Hand“ – was ja wohl zurzeit nichts anderes ist als der Staat. Alternativ zur Staatslenkung plädieren die MSH dann für „eine demokratische Kontrolle des Bildungswesens durch Komitees von gewählten Vertretern der Lehrenden, der Studierenden und des Personals der Universitäten“, um dadurch die Uni dem Kapital zu „entreißen“ – ohne die Frage zu beantworten, wie diese Komitees ohne Revolution sich auch der Hochschulgesetzgebung und der Alimentierung der Unis bemächtigen sollen. Es brauche eine „Ausbildungs- und Einstellungsoffensive für mehr qualifiziertes Lehrpersonal“. Diese Offensive soll es ermöglichen, „alle Studierende ihren Bedürfnissen entsprechend zu fördern“ – was nicht gerade ein revolutionäres Anliegen darstellt, wenn man bedenkt, dass es gegenwärtig das vordringliche Bedürfnis der riesigen Mehrheit der Studenten ist, sich an der Uni für die höheren Ränge der kapitalistischen Berufshierarchie zu qualifizieren. Die MSH ignorieren dies Faktum affirmativer Interessen und nehmen die verbreitete Unzufriedenheit über schlechte Studienbedingungen und Berufsaussichten als Indiz für schwelende Systemkritik. Als leninistisch geschulte Kader wollen sie sich mit ihrem „positiven Aktionsprogramm“ an die Spitze einer Bewegung stellen, die nirgends sonst als in ihren idealistischen Köpfen existiert. Statt die objektiven Interessen zu kritisieren, die Studenten qua Studenten im Kapitalismus haben müssen, unterstellen sie ihnen die Sehnsucht nach dem ganz Anderen und empfehlen sich ihnen als Führungsriege im praktischen Kampf für eine Revolution an, die kaum einer tatsächlich will. </p>
<p>Es stimmt schon, dass es, um den Kapitalismus abzuschaffen und den Kommunismus aufzubauen, „eine allseitig ausgebildete Menschheit“ braucht, und dass dafür viele Menschen „Marxist werden und einer revolutionären Organisation beitreten“ müssen. Die MSH scheinen sich aber mit sich selber uneins darin zu sein, ob dies nun mit und in der bürgerlichen Universität oder gegen sie errungen werden kann, und plädieren für dem status quo anschließbare Reformmaßnahmen als vermeintliche erste Schritte zur Revolution. Ihr 'positiver' Aktionismus ist „die Frucht jenes falschen und platten Radikalismus, der die Voraussetzungen annimmt, die Schlußfolgerungen aber umgehn möchte“.3</p>
<p>Außer einigem Arbeiterbewegungspathos sowie etlichen falschen Urteilen über das Verhältnis von Theorie und Praxis, Erkenntnis und Erfahrung, Revolution und Reform hat der Artikel der MSH nicht viel zu bieten. Ihr „positives Aktionsprogramm“ besteht darin, die bürgerliche Uni besser zu finanzieren und rätedemokratisch zu verwalten, um sie damit „den Reichen“ zu entreißen und dem Volk zu schenken, damit es mit ihr nach seinen – vermeintlich revolutionären, de facto jedoch kapitalistisch bestimmten – Bedürfnissen verfahre. Selbst dieses teils stockaffirmative, teils illusionäre Programm müsste seine 'Überlegenheit' in der Realität dann aber immer noch an einigen praktischen Prüfsteinen erweisen: </p>
<p>Werden die Studenten, Dozenten und Angestellten der Uni mit ihrer bürgerlichen Bildung und ihren bürgerlichen Interessen die Uni marxistisch revolutionieren, falls Staat und Kapital sie sich überhaupt 'entreißen' lassen? Falls beides ja, wird der bürgerliche Staat die von ihnen vindizierte Uni dann weiterhin finanzieren, oder müssen das die jobbenden Studis und ihre Eltern tun? Wird der Staat seine Gesetzgebung, die den Laden bisher reguliert, einfach aufgeben und ihnen gestatten, eine staatsunabhängige Gelehrtenrepublik einzurichten? Wird an der Uni dann nicht mehr vornehmlich fürs Erwerbsleben ausgebildet, sondern für den revolutionären Kampf? Ach ja, und was die historischen Erfahrungen angeht, aus denen man angeblich so viel lernt: Gab es Euer Programm nicht bereits 1968? Und was wurde daraus?</p>
<p>Die MSH zitieren am Schluss Engels: „The proof of the pudding is in the eating.“ Fürwahr, was sie uns servieren, ist ein theoretisch wenig gehaltvoller und praktisch ungenießbarer Pudding. Es fehlt dem Artikel, so to speak, an theoretischem Fleisch. Auch wenn's nicht ganz passt als rhetorische Replik (die MSH-Replik auf Armin Mandelzweig passt viel weniger):<br>"If you don't eat yer meat, you can't have any pudding. How can you have any pudding if you don't eat yer meat?"<br>(Pink Floyd, Another Brick in the Wall, Schulhof-Szene gegen Ende)</p>
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<p><span>Fußnoten:</span></p>
<p>[1] Nachzuhören unter https://archive.org/details/FreiheitDerWissenschaft-kapitalkritik.<br>[2] Die Bolschewiki waren mit ihrer Oktoberrevolution 1917 siegreich und schafften während des Kriegskommunismus 1918-22 tatsächlich den Kapitalismus in Russland ab. Das politisch-ökonomische System, das sie danach einrichteten, war allerdings nicht der von Marx ersehnte „Verein freier Menschen“ sondern eine neue Form der Ausbeutung der Massen für die Machtentfaltung des Staates, und in Sachen Machtentfaltung erwies sich der Kapitalismus langfristig als ertragreicher. Zum Problem des Übergangs vom Kapitalismus zum Kommunismus und zur Kritik der Sowjetunion vgl. den Vortrag 'Kapitalismus Kommune Übergangsgesellschaft' (PDF und Audio) unter https://archive.org/details/@kapitalkritik<br>[3] Karl Marx: Lohn, Preis und Profit, MEW 16, S. 131.</p>NAGR-zentrale-17091105-production2023-05-09T22:00:00ZKolumne: Arbeit & Kultur III // NC-UHH #3Die Journalistin Annika Brockschmidt hat ein Buch über religiöse Rechte in den USA geschrieben. Mithilfe von Zahlen, Daten und Fakten zeichnet sie das Bild einer dystopischen Gesellschaft. Doch leider verpasst sie die Gelegenheit einer kritischen Analyse, weil sie die Phänomene, die sie beschreibt, nicht in einen systematischen Kontext stellt. So fehlt ihrer Analyse nicht nur das grundlegende Problem, sondern auch die Möglichkeit, es zu lösen.
NAGR-zentrale-14262596-production2022-02-17T23:00:00ZEditorial & Artikelübersicht // NC-UHH # 2<img width="293" height="165" style="float:left" src="https://assets.rrz.uni-hamburg.de/instance_assets/zentrale/11663439/bsp-unsplash-733x414-6afd23b3b925fe21a5adff67f7a2d4d7ba9a43b1.jpg" /><p>Liebe Leser:innen,</p>
<p>dies ist die zweite Ausgabe des kritischen Studierendenmagazins „New Critique — Zeitschrift für und wider“. Für eine konsequente Kritik des Bestehenden, wider den reaktionären Schwachsinn.</p>
<p>Nachdem in der ersten Ausgabe die Rolle der Universität im Kapitalismus beleuchtet wurde, befasst sich diese nun schwerpunktmäßig mit dem Verhältnis von Psyche und Gesellschaft.</p>
<p>Laut einer Erhebung des Studierendenwerks von 2016 leidet ein Viertel der Hamburger Studierenden unter Gesundheitsbeeinträchtigungen. An diesen haben psychische Erkrankungen mit 55% Prozent den mit Abstand höchsten Anteil. Nimmt man die gleiche Entwicklung wie in anderen Städten Deutschlands an, hat sich dieser Trend in den Folgejahren und insbesondere durch die Folgen der anhaltenden Pandemie noch verschärft. Allerdings bräuchte es wohl kaum diese Zeitschrift, um das festzustellen. Die hier versammelten Texte eint bei allen sonstigen Differenzen und unterschiedlichen Perspektiven jedoch eine radikale Kritik der kapitalistischen Verhältnisse, die psychische Leiden stetig wieder hervorbringen. Und da diese noch immer marginal ist, scheint dieses Magazin dann doch bitter nötig.</p>
<p>Die ersten fünf Artikel fallen demnach in den Schwerpunkt: „Feuer und Flamme der Depression! Psyche – Gesellschaft – Aufstand“.<br> Den Anfang macht der Text "Lieb's oder lass' es" von Carl Cool und Marius Lovehard. Ausgehend von Bertolt Brechts Theaterstück "Die Maßnahme" beschäftigt sich der Text mit dem vermeintlichen Widerspruch zwischen Gefühl und Vernunft und wie eine revolutionäre Bewegung sich auf ihn beziehen sollte.</p>
<p>Der zweite Artikel, "Depression und Kapitalismus“, setzt sich kritisch mit den Thesen des britischen Kulturwissenschaftlers Mark Fisher auseinander und untersucht, wie das kapitalistische Lohnarbeitsverhältnis mit Depressionen zusammenhängt. Das Entwickelte lässt sich großteils auch auf die Art und Weise übertragen, wie Studierende ihre Vorbereitung auf die kapitalistische Konkurrenz psychisch verarbeiten.</p>
<p>Der darauffolgende Text verhandelt psychisches Leiden und gewaltvolle Zurichtung durch „Geschlechterrollen und Grooming" anhand persönlicher Erfahrungen und ordnet die Thematik politisch ein.</p>
<p>In dem Artikel "Suicide of the author" diskutiert Joe Heck den Suizid Klaus Manns im Jahr 1949, den dieser als Akt des Widerstands verstanden wissen wollte. Er zieht darüber hinaus allgemeine Schlüsse über eine sozialistische Perspektive auf das Thema „Suizid“.</p>
<p>Zum Abschluss des Schwerpunkts wird die Poliklinik Veddel, welche den großen Themenkomplex Gesundheit nachbarschaftlich und solidarisch bearbeitet, anhand eines Interviews vorgestellt. Im Gespräch mit der psychologischen Beratung des Projekts werden unter anderem die Effekte Armut und Diskriminierung auf die psychische Gesundheit erörtert.</p>
<p>Außerhalb des Titelthemas behandelt J. C. Raupe die sogenannten Hamburger Sülzeunruhen von 1919. Basierend auf Joshua Clovers „Riot. Strike. Riot.“ wird dabei eine materialistische Analyse vorgenommen, um den vergessenen Arbeiter:innenaufstand wieder in Erinnerung zu rufen.</p>
<p>Anschließend legt Friederike Engelhardt dar, wieso der Zweck einer richtigen Kritik des Rassismus durch das Argument der Betroffenheit und das Hochhalten gesellschaftlicher Ideale nicht nur verfehlt wird, sondern eine Abfindung mit den Verhältnissen darstellt, welche diesen hervorbringen. </p>
<p>In dem Artikel „Covid-19 in der Volksrepublik China“ beschreibt Jonas Jahnke wie die Corona-Pandemie in China ihren Ausgang nahm. Er betrachtet den Verlauf und die Maßnahmen gegen die sich entwickelnde Pandemie auf politischer und epidemiologischer Ebene. Hierbei werden Aspekte des gesellschaftlichen Systems der Volksrepublik dargestellt, auf ihre Tauglichkeit zur Pandemiebekämpfung geprüft und politisch kritisch beurteilt.</p>
<p>Der folgende Text "Die Universität dem Kapital entreißen" ist eine Replik auf Armin Mandelzweigs Artikel „Die Universität des Kapitals“ aus der ersten Ausgabe. Die Marxistischen Studierenden Hamburg stellen sich hier gegen die Auffassung, dass der Universität als Institution im Kapitalismus kein revolutionäres Potenzial zukomme.</p>
<p>Abschließend behandeln Tosca und Anton in ihrer zweiten Kolumne das Phänomen virtueller Influencer:innen am Beispiel der beliebten Instagram und TikTok Figur Lil Miquela und deren Produktionsfirma Brud.<br><br></p>
<p>Der Rückblick auf den Entstehungsprozess der „New Critique“ sowie unsere erste Ausgabe, die im Frühjahr 2021 erschien, stimmt uns zufrieden. Nebst erfolgreicher Distribution zahlreicher Printausgaben und dem Aufbau einer digitalen Reichweite, konnten wir in verschiedenen Veranstaltungen in- und außerhalb der Universität Hamburg unserem Anspruch, Kapitalismus- und Ideologiekritik zu leisten, nachkommen. Wenn auch Du Printausgaben bestellen oder uns für eine Veranstaltung zu unseren Inhalten einladen möchtest, dann schreibe uns gerne eine Mail an: new.critique@asta.uni-hamburg.de</p>
<p>Zuletzt noch ein Hinweis in eigener Sache: Die Redaktion versteht sich als heterogene Gruppe, deren politische Standpunkte bezüglich ihrer Gesellschaftskritik variieren. Auch stammen einige Artikel dieser Ausgabe von externen Autor:innen mit denen es sich ähnlich verhält. Kein Artikel stellt demnach die Meinung der gesamten Redaktion dar. Einige Autor:innen sind Mitglieder des AStA der Uni Hamburg, andere nicht. Die Inhalte dieser Zeitschrift repräsentieren im Zweifelsfall nicht die Position des AStAs der Uni Hamburg.</p>
<p>Viel Spaß beim Lesen wünscht Dir</p>
<p>die Redaktion der New Critique - Zeitschrift für und wider</p>
<p>PS: Wenn ihr Fragen, Kritik oder Anregungen an uns richten wollt, dann schreibt uns doch gern eine Mail oder kontaktiert uns über Social Media! Wir laden dazu ein, mit uns und über unsere Artikel zu diskutieren oder streiten und drucken auch Leserbriefe und Repliken ab.</p>
<p>Mail: new.critique@asta.uni-hamburg.de<br>Instagram: https://www.instagram.com/nc_uhh/<br>Facebook: https://www.facebook.com/NCUniHamburg<br>Twitter: https://twitter.com/nc_uhh/<br>Youtube: https://www.youtube.com/channel/UC-yjBBhNEmu3-BuZBmUfjYQ</p>
New Critique #2 - "Feuer und Flamme der Depression! Psyche - Gesellschaft - Aufstand"
New Critique #2: Psyche - Gesellschaft - Aufstand (pdf)
<p>Alle Artikel im Volltext:</p>
<p>0. Editorial</p>
<p>1. Zum Zusammenhang von Emotion und Revolution<br>2. Depression und Kapitalismus. Über Mark Fisher<br>3. Zur Gewalt von Geschlechterrollen und Grooming<br>4. Eine sozialistische Perspektive auf das Thema „Suizid“<br>5. Interview mit der psychologischen Beratung der Poliklinik Veddel (Poliklinik Veddel)<br> Info: Psychologische Beratung des AStA</p>
<p>6. Die Dynamik des Aufstands. Zur Hungerrevolte in Hamburg 1919<br>7. Betroffenheit und gesellschaftliche Ideale im Antirassismus<br>8. Covid-19 in der Volksrepublik China<br>9. Replik: Die Universität dem Kapital entreißen<br>10. Kolumne: Arbeit & Kultur</p><p>Foto: by Sonny Mauricio</p>NAGR-zentrale-14262755-production2022-02-16T23:00:00ZLieb's oder lass' es // NC-UHH #2Warum Gefühle kein blinder Fleck linker Theorie und Praxis sein dürfen und im Vernunftbegriff mitgedacht werden sollten.NAGR-zentrale-14262786-production2022-02-15T23:00:00ZDepression und Kapitalismus // NC-UHH #2Der britische Kulturwissenschaftler Mark Fisher schrieb zu Lebzeiten in vielen seiner Texte über Depressionen und psychische Krankheiten im heutigen Kapitalismus. Was ist von seinen Thesen zu halten?NAGR-zentrale-14263001-production2022-02-14T23:00:00ZZum Opfer erzogen // NC-UHH #2Wieso sagen wir nicht Nein? Wenn die Erfahrungen „nicht so schlimm“ waren wie die anderer Missbrauchsüberlebender, wieso machen sie uns so krank? Wer ist dafür verantwortlich, was passiert ist? Ein paar persönliche Erfahrungen und Gedanken. NAGR-zentrale-14263066-production2022-02-13T23:00:00ZSuicide of the author // NC-UHH #2Die Frage danach, ob Suizid ein Mittel des sozialistischen Widerstands sein kann, möchte mensch gerne humanistisch verneinen. Doch wenn Suizid aus eigenem Antrieb als Widerstand verstanden werden möchte, wird aus dieser Position ein moralisches Problem. Wie ist es unter einen Hut zu bringen, ein selbstbestimmtes Framing dieser Art ernst zu nehmen und den Selbstmord zu gleich nicht als politisches Mittel zu verherrlichen? Die sozialistische Praxis benötigt eine Sprache für die Momente, in denen Selbstmord gezwungenermaßen ins Zentrum ihrer Aufmerksamkeit rückt.NAGR-zentrale-14263212-production2022-02-12T23:00:00ZInterview: Psychologische Beratung der Poliklinik Veddel // NC-UHH #2Ein Interview mit der psychischen Beratung der Poliklinik Veddel. Es ging um die Einbindung von Gesundheitsarbeit in Stadtteilen, die Einwirkung von Armut und Diskriminierung auf die Gesundheit und welchen Effekt die Pandemie auf die Psyche haben wird.NAGR-zentrale-14423840-production2022-02-11T23:00:00ZDie Dynamik des Aufstands // NC-UHH #2Der Aufstand ist beim ersten Hinsehen nur Ausdruck von Unordnung, ein Ausbruch aus dem Korsett des choreographierten Konflikts. Aber wie kann man ihn jenseits von Erzählungen von Barrikaden und Scherben begreifen?
Am historischen Beispiel der Hamburger Sülzeunruhen soll die Anatomie des Aufstands untersucht werden: seine kollektive Zusammensetzung, sein ökonomischer Hintergrund, seine Gegnerschaft – wodurch der Aufstand auflebte und staatszersetzend zu werden begann, aber wodurch er auch letztlich scheiterte.
NAGR-zentrale-14423901-production2022-02-10T23:00:00ZBetroffenheit und gesellscahftliche Ideale im Antirassismus // NC-UHH #2Eine Kritik an dem moralischen Argument der Betroffenheit und dem Standpunkt gesellschaftlicher Ideale am Beispiel des Antirassismus.